... und die Calçots aus Valls mit den Händen essen !
Vor den Genuss haben die Götter den Schweiss gesetzt ... weg mit dem Besteck: die Technik zu diesem aussergewöhnlichen Genuss braucht etwas Übung - mit den Händen essen ist immer ein köstlicher Spass für Geniesser. Zuerst die recht verkohlte und verbrannte Schicht des "Objekts" entfernen, den Kopf in den Nacken legen, den Mund weit öffnen und das längliche weisse "Etwas" mit einer Hand in die Höhe halten und langsam in den Mund gleiten lassen, abbeissen und einfach geniessen ! Probieren Sie's !!!
Calçots (sprich = kalzots) sehen Frühlingszwiebeln zum Verwechseln ähnlich, haben aber einen zarten süsslichen Geschmack und sind zum Zeitpunkt der Ernte "geschlechtslos". Sie werden auf Holzkohlenfeuer hin und her gewendet, geröstet, vom Feuer genommen in Sackleinen oder Papier gewickelt und auf heissen Dachpfannen serviert. Nachdem man die verkohlte Aussenhaut entfernt hat, dippt man sie in die traditionelle Salsa Romanesu,
Die Calçotada entstand zum Ende des 18. Jahrhunderts im Alt Camp in der Provinz Tarragona. Man erzählt, es war ein Bauer aus dem Städchen Valls namens Xat de Benaiges, der als erster die jungen Triebe der Zwiebel auf offenem Feuer röstete, anstatt sie an der Glut zu garen. Da er keinen Teller zur Hand hatte, nahm er kurzerhand einen Dachziegel, erwärmte ihn - und fertig war der angewärmte Teller.
Später wurde aus dieser ländlichen "Zwischenmahlzeit" unter freiem Himmel ein Fest für die Bevölkerung, und 1946 entstand daraus die traditionelle Calçotada de Artistica de L'Olla, die seither jedes Jahr gefeiert wird. In einem monströsen Fress-Wettbewerb stopfen sich die Meister ihrerZunft in 45 Minuten mehr als 200 Calçots in den Rachen - das sind ungefähr drei Kilo !
Die Ernte beginnt im November und geht meistens bis Ostern
Der Anbau von Calçots ist sehr arbeitsaufwendig und dauert fast ein ganzes Jahr. Ähnlich wie beim Spargel-Anbau häuft man die Erde um den Spross der Zwiebel, damit die Pflanze lang, weiss und auch zart bleibt. Das Anhäufen der Erde nennt man calzar (Socken anziehen), daher der Name Calçots.
Die idealen Calçots haben eine Länge von 15-25 cm und einen Umfang von 5 cm. Dieses spezielle Gemüse kann man nicht züchten, schon gar nicht in Gewächshäusern. Das Marktangebot ist deshalb schwer vom Wetter abhängig und die Saison ist jedes Jahr leider unterschiedlich lang. Die Ernte beginnt im November und geht meistens bis Ostern. Zur Erntezeit fahren Tausende von Menschen nach Valls in Katalonien, um eine Calcotada zu essen (vergleichbar mit der Spargelzeit in Deutschland).
1995 entstand durch die Regierung die "Denominación de Qualidad" (DOC) für die Calçots aus Valls. Nur diese werden in Gebinden von 25 oder 50 Stück mit einer blauen Kordel zusammengebunden und mit einem nummerierten Siegel-Etikett versehen - wie Qualitätswein in Deutschland.
Zu den Calçots reicht man frisches Brot, Allioli und eine pikante Salsa romanescu ... nicht zu vergessen reichlich Rotwein - wunderbar !!!
Calçots werden im "neuen" Markt in Ibiza-Stadt angeboten - auch ab und zu in den grossen Supermärkten ...
Köstlich wie bester Spargel
Auch einige Restaurants bieten auf Ibiza das Frühlingsgemüse während der Saison von Ende November bis meistens Ostern an ... Ich bin aber da der Meinung, das diese "rustikale" Tradition in einem Lokal mit Tischdecke, Messer und Gabel ihren Reiz verliert.
Salsa romanescu
Das Rezept für die Salsa wird innerhalb der Familien - wie so oft - von Gene-ration zu Generation weitergegeben, denn jede Familie hatte bei der Salsa ihre Vorlieben.
Die einzelnen Zutaten sind variabel, ein MUSS ist aber ein Mörser und ein MUSS bei der Zubereitung von Calçots ist das Holzkohlen-Feuer.
Man nehme:
Mandeln und/oder Haselnüsse / Knoblauch / rote Paprikaschoten / Tomaten / Olivenöl und Rotwein-Essig
und dann
Mandeln in einer Pfanne rösten / Paprikaschoten im Ofen rösten "bis sie Blasen werfen" und die Haut abziehen / Knoblauch putzen und ebenfalls sehr klein schneiden / Alles zusammen im Mörser zu einer "dicken" Paste zermahlen / Dann die Paste in eine grössere Schüssel mit den zerkleinerten Tomaten und etwas Rotwein-Essig geben und umrühren / Tropfenweise jetzt das Olivenöl hinzugeben und mit allen Zutaten einer "dicken" Salsa verrühren ...
... wünsche ihnen gutes Gelingen und guten Appetit - Mona
Übrigens die leckere Salsa romanesu geht auch wunderbar zu Fisch und zu Meeresfrüchte.
Handmade in Ibiza OHNE KI aber mit Herz & Hirn
Ibiza im Juni 2024 / Mai 2021